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Knie

Knieendoprothetik 4.0

Beitragsbild

Erstmals in Europa: MAKOplasty® für das künstliche Kniegelenk

Das größte Problem der modernen Orthopädie ist das unzureichende Ergebnis nach Einsetzen einer Knieendoprothese. Während bei künstlichen Hüftgelenken bis zu 97 Prozent der Patienten zufrieden sind, empfehlen nur ca. 86 Prozent der operierten Kniepatienten die Operation weiter. Mit moderner Computertechnologie gelingt es nun erstmals, die Position der Prothese an die individuelle Bandführung anzupassen. Welche Möglichkeiten die neue OP-Methode bietet, erfahren wir vom Ärztlichen Direktor des Orthopädischen Krankenhauses Schloss Werneck, Prof. Dr. Christian Hendrich.

Natürliche Gelenkfunktion mit Computer-Präzision

Jedes Knie ist unverwechselbar. Wie knackt man diesen individuellen Code?

Prof. Hendrich: Bisher versuchen wir, die Prothese gerade einzusetzen und dann mit operativen Kunstgriffen die Bandführung des Kniegelenkes daran anzupassen. Es ist offensichtlich, dass ein erfahrener Operateur dabei im Durchschnitt bessere Ergebnisse erzielt. Trotzdem gelingt es uns nicht bei allen Kniegelenken, die Bandspannung perfekt wiederherzustellen. Bei der Operationsmethode der MAKOplasty® helfen uns Computer- und 3-D-Technologie. Damit können wir den individuellen Code eines Kniegelenkes nun tatsächlich knacken.

Das hört sich fantastisch an. Wie sieht die Praxis aus?

Die Operationstechnik besteht aus drei Schritten, von denen die beiden wichtigsten noch vor der eigentlichen Operation stattfinden. Als erstes wird mit einer Computertomografie des Kniegelenkes ein 3-D-Modell der knöchernen Kontur erstellt. Im zweiten Schritt erfolgt die Feinanpassung der späteren Prothese an die individuelle Bandspannung des Kniegelenkes. Diese Möglichkeit bietet bisher kein anderes Operationsverfahren.

Wie richten Sie die Prothese denn aus, ohne bereits am Knochen zu operieren?

In der Narkose, aber noch vor der eigentlichen OP wird das Knie bewegt und die Bandführung gemessen. An dem 3-D-Computermodell des Kniegelenkes wird die Prothese am Bildschirm so lange verschoben, bis die Bandspannung in Streckung und Beugung optimal passt.

Die Genauigkeit der Roboter-unterstützten Knochensäge beträgt 0,5 mm und 1°.

Bisher haben Sie noch gar nicht operiert – wie geht das dann vor sich?

Erst im dritten Schritt wird tatsächlich operiert: Der Chirurg setzt die Planung mit einer Genauigkeit von 0,1 mm und 1 Winkelgrad um. Dabei hilft ihm ein Roboterarm, der die Knochensäge exakt auf Kurs hält. Der Chirurg sägt selbst und kontrolliert am Bildschirm, wie weit er ist.

Besteht dabei nicht die Gefahr, dass man die Bänder ansägt, die so dringend gebraucht werden?

Das verhindert der Roboterarm. Der Chirurg bekommt eine spürbare Rückmeldung, wie er die Säge halten muss. Wenn das Ende des Knochens erreicht ist, stoppt die Säge automatisch. Das erfolgt so feinfühlig, dass man um die Bänder herumsägt, ohne sie zu berühren.

Die MAKOplasty® besteht aus drei Funktionseinheiten: Planungsstation, 3-D-Kamera zur Kontrolle der Patientenposition und Knochensäge mit Roboterarm.

Wie sieht dann das Ergebnis aus?

Das Ergebnis ist nicht weniger als die exakte Anpassung der Knieprothese an die individuelle Bandführung. Ein erfahrener Operateur schafft diese Perfektion vielleicht bei 5 Prozent seiner Operationen. Mit der MAKOplasty® kann er das nun bei jedem Kniegelenk erreichen.

Bei so viel Begeisterung – gibt es auch Risiken?

Natürlich gibt es auch Nachteile. Einer davon ist die Strahlenbelastung der Computertomografie, ohne die es aber nicht geht. Durch die zahlreichen Messschritte verlängert sich die OP-Zeit um etwa 20 Minuten. Der größte Nachteil ist jedoch die mangelnde Verbreitung des Systems in Deutschland. Während in den USA bereits mehr als 100 Chirurgen das künstliche Kniegelenk als MAKOplasty® einsetzen, hat in Deutschland nur das Orthopädische Krankenhaus Schloss Werneck die Methode im Routineeinsatz.

Was ist zu tun, wenn ein Patient wissen will, ob sein Knie für die MAKOplasty® geeignet ist?

Voraussetzungen sind ein Termin in unserer Zweitmeinungssprechstunde und die Computertomografie, die wir ebenfalls bei uns im Haus durchführen. In der Sprechstunde sehen wir auch viele Patienten, die als Alternative zur vollständigen Prothese mit einer Schlittenprothese versorgt werden können. Auch die Schlittenprothese passen wir mithilfe der MAKOplasty® individuell an die Bandführung unserer Patienten an.

aus ORTHOpress 3-2017

Weitere Informationen:

Orthopädisches Krankenhaus
Schloss WerneckSpezialklinik für Endoprothetik,
Orthopädie und Unfallchirurgie
EndoProthetikZentrum
der Maximalversorgung
Tel.: 09722 / 21 14 03
www.orthopaedie-werneck.de